Ikonenverehrung der Orthodoxen Kirche

Dem Heiligen zu Ehren

Wer eine Kirche der Orthodoxen betritt, dem fallen sofort die Ikonen und die Ikonostase, eine mit Ikonen geschmückte Wand vor dem Altarraum, ins Auge. Nach byzantinischer Tradition trennt die Ikonostase das Kirchenschiff vom Altarraum. Vorzugsweise in den Ländern der Orthodoxen Kirche, aber auch zunehmend im Westen spielen die Ikonen inzwischen eine beachtenswerte Rolle im Glaubensalltag der Menschen. Jeder orthodoxe Christ besitzt eine eigene Ikone, welche ihm bei seiner Taufe übereignet wird. Die Ikonenverehrung gehört zu den unveränderlichen Dogmen der Orthodoxen Kirche. Die Ikone bildet das Fenster zum Göttlichen. Die Abbildung, das Urbild des Heiligen auf der Ikone, wird verehrt, aber nicht angebetet. Bei der Verehrung der Ikone tritt der Orthodoxgläubige aus der begrenzten diesseitigen Welt mit der jenseitigen Göttlichkeit in Verbindung. Das Göttliche, der göttliche Glanz, scheint aus der Ikone in unsere materielle Welt hinein.

Deesis Reiseikone
Marienikone mit Petrus und Paulus

Ikonenmalen als Gebet

Das Ikonenmalen ist mit einem christlichen Gebet zu vergleichen. Der Ikonenmaler bittet Gott im Gebet um die Erlaubnis, die Ikone malen zu dürfen. Während seiner Tätigkeit an der Ikone hält er die Gebetszeiten und das Fasten ein. In früheren Zeiten durfte nicht jede beliebige Person eine Ikone malen. Dies war den frommen Mönchen in den orthodoxen Klöstern vorbehalten. Heute sind diese strengen Regeln nicht mehr allgemeingültig.

Ikonenweihe - Notwendigkeit der „Neuzeit“

Eine Ikonenweihe war in früheren Zeiten nicht vorgesehen. Die Ikone an sich war damals durch das Ikonenmalen an sich schon geheiligt und wurde traditionell in einem Kloster angefertigt. Da heute sich zahlreiche Menschen außerhalb der Klostermauern als Ikonenmaler bezeichnen, hat die Orthodoxe Kirche veranlasst, dass das gemalte Abbild erst durch die Ikonenweihe vom Bild zur Ikone wird. Auch die industrielle Anfertigung von Ikonen machte die Ikonenweihe notwendig. In orthodoxen Klöstern, in welchen noch heute Ikonen hergestellt werden, sind die überlieferten Traditionen und Regeln für das Ikonenmalen jedoch noch immer verbindlich.

Ikone der Heiligen Jungfrau Maria
Ikone der Heiligen Maria

Reiseikonen für unterwegs

Für Reisende gibt es in der orthodoxen Glaubenswelt Reise-Ikonen. Diese sind meist klein und leicht zu transportieren. So kann auch in der Ferne der Heilige auf der Ikone verehrt werden. Der Heilige oder die Heiligen auf der Ikone bieten in der Fremde Schutz vor Unheil und dem Bösen, der Gläubige fühlt sich beschützt.

Wohngemeinschaft mit dem Göttlichen

Bezieht ein orthodoxer Gläubiger eine neue Wohnung, bekommt zunächst die persönliche Ikone ihren Platz zugewiesen. Ein orthodoxer Priester wird zum Segnen der Wohnung eingeladen. Der Orthodoxe wohnt ab diesem Zeitpunkt zusammen mit dem Göttlichen auf der Ikone in einer Wohnung und übernimmt dadurch religiöse Pflichten.